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Stille Nacht bis Ostern

196_by_doris_schug_pfarrbriefservice

Stille Nacht bis Ostern?

Gedanken zu Weihnachten

Jedes Jahr wird unser weihnachtliches Glück allzu schnell durch Nachrichten vom Unheil in der Welt gestört. Unser Glaube beantwortet dieses Phänomen mit der Ostergeschichte.

Gehören Sie auch zu den Menschen, die den ganzen Advent schon dem Moment entgegenfiebern, in dem an Heiligabend die Lichter in der Kirche ausgehen und die ersten Töne von Stille Nacht erklingen? Dieser Moment spricht eine tiefe Sehnsucht in uns an: Dass die Welt heil sein möge, unser Leben lächelnd und lieblich wie das Kind in der Krippe. Leider sehen wir täglich in den Nachrichten, dass dies nicht der Fall ist, und auch in unserem eigenen Leben erfahren wir oft das Gegenteil.

Schauen wir die Geschichte vom holden Knaben im lockigen Haar etwas genauer an: Schon der Beginn, der uns oft so romantisch erscheint, ist nicht nur wunderbar. Der Stall und die Krippe waren die Notlösung für eine Familie, die bald danach bereits auf der Flucht war. Das göttliche Kind hatte keinen einfachen Start und macht zutiefst menschliche Erfahrungen, die sich durch sein ganzes Leben ziehen: Jesus wurde von vielen Menschen nicht verstanden. Er tat Gutes, aber ihm wurde dafür misstraut. Und auch den Schluss kennen wir: Jesus wurde verurteilt, misshandelt, von seinen Freunden verlassen, getötet. So endet zunächst die Geschichte des holden Knaben im lockigen Haar.

Als Christen glauben wir, dass in diesem Kind Gott auf die Welt gekommen ist. Es waren genau diese menschlichen Erfahrungen, die er machen wollte, und die wir heute noch kennen. Heute heißen sie vielleicht Ebola, Terror, Flucht und immer noch: Misstrauen, Streit, Tod.

Wenn wir an Weihnachten das Baby Jesus feiern, dann tun wir das nur, weil wir seine weitere Geschichte kennen. Erst mit dieser Geschichte wird unser Glaube realistisch und tragfähig. Genau deshalb ist unser Gott, der in die Welt gekommen ist, auch fähig, unsere Sorgen zu tragen. Und die Geschichte des holden Knaben ist hier noch nicht zu Ende: Kurz nach seinem Tod berichteten seine Freunde, dass er lebt, und wurden daraufhin von einer Hoffnung erfüllt, die Menschen über 2000 Jahre lang trug und bis heute besteht. In der Auferstehung liegt der tragende Grund unserer Hoffnung: Es wird TROTZDEM gut. Es ist nicht mehr das von vornherein gute, sehnende Gefühl des Heiligen Abends, sondern das, was schon alle Finsternis kennt. Trotz all dem dürfen wir hoffen.

Wenn wir unser weihnachtliches Glück von der österlichen Hoffnung erfüllen lassen, kann es uns auch dann noch tragen, wenn die Stille Nacht vorbei ist. Denn der Gott, der die Sorgen der Welt selbst erlebt hat, trägt den Alltag mit unseren kleinen und großen Sorgen mit.

Bernadette Matthaei, Pastoralreferentin
Quelle: www.pfarrbriefservice.de